Zusammenfassung
 

Hentschel, Hornemann Institut
Schöningen, St. Lorenzkirche, Ausmalung

Gesamtdarstellung:
Die Schäden an den Wandmalereien im Chor der St. Lorenzkirche sind vielfältig. Der große Wasserschaden im nördlichen Bereich der Apsis ist besonders auffallend und erfordert möglichst baldige konservatorische Maßnahmen zur Sicherung der fragilen Verputze und geschädigten Malschichten. Dies in Verbindung mit einer wiederherzustellenden, ästhetisch befriedigenden Wandoberfläche des östlichen Chorbereichs.
Kaum wahrnehmbar ist der schleichende Verlust der jüngsten, inzwischen flächig stark kreidenden Malschicht. Die größere, akute Gefährdung des Malereibestandes geht jedoch von den Schädigungen des Verputzsystems aus. Besonders die oberflächennah gelösten Verputzschichten werden innerhalb der nächsten Zeit zu stellenweise großflächigen Verlusten führen. Die Ursachen für die vorliegenden Schäden liegen unter anderem in der Vernachlässigung des baulichen Zustands des Gebäudes bis in die 1970er Jahre und dem ungünstigen Zusammenwirken während der letzten Restaurierung eingebrachter Materialien. Im Dachstuhl oberhalb des Chores weisen vermoderte Balkenbereiche auf einen langanhaltenden Wassereintrag in das Mauerwerksgefüge durch ein beschädigtes Dach hin. Die damit verbundene Aktivierung bauschädlich wirkender Salze führte zu ersten, großflächigen Fehlstellen in der Apsis, vermutlich auch zu Hohlstellen im Verputz der Wandflächen und Gewölbebereiche. Die überwiegende Oberfläche der Malschichten blieb jedoch nachweislich bis in die 1970er Jahre hindurch intakt. Die durch statische Schäden bedingte Verpressung des Mauerwerkes mit einer Zementschlämme Mitte der 1970er Jahre führte zum Eintrag enormer Wassermengen. Im Laufe der auf die Sicherungsmaßnahmen folgenden zehn Jahre verursachte die Kristallisation der durch den Wassereintrag aktivierten, und an die Verputzoberfläche transportierten Salze die heute vorliegenden Schäden. Die Nutzung der um 1980 eingebauten Heizung und das gut gemeinte "Durchlüften" der Kirche durch Öffnen der Türen haben diesen Effekt vermutlich noch zusätzlich begünstigt.
Aufgrund der vor Ort gemachten Beobachtungen und der Auswertung von Fotografien des Chores von circa 1978 bis 1990, können Aussagen über die Schadensdynamik erfolgen. Der aus den Wassereintrag bis 1982 resultierende Schadensprozess ist weitgehend zum Stillstand gekommen. Da der Verputz weitgehend getrocknet ist, sind Wanderungen der tieferliegenden Salze zur Oberfläche nur noch eingeschränkt zu erwarten.
Weiterhin aktuell ist der Eintrag von Grundwasser und den damit verbundenen Salzeintrag, beziehungsweise des Transportes der schädigenden Salze unter die Oberfläche der undurchlässigen Malschicht. Weitere Feuchteeinträge, wenn auch in weit geringerem Umfang, sind durch Kondensationserscheinungen auf der Malschichtoberfläche und dem Außenmauerwerk zu vermuten. Kristallisation gelöster Salze im Malereigefüge ist weiterhin durch ungünstige Klimaschwankungen, in den Sommermonaten durch verstärkten Luftaustausch verbunden mit dem Öffnen der Türen und im Winter durch das Heizen des Raumes, gegeben. Der Abbau des Bindemittels durch Mikroorganismen bedingt auch weiterhin einen zunehmend fragilen Zustand und führt zu Verlusten vor allem der oberen Malschicht. Neben den Schäden, die aus dem Einsatz ungeeigneter zementhaltiger Mörtel für verschiedene "Reparaturen" im Verputz und auf der Malerei resultieren, verursachen diese Eingriffe auch einem zusätzlichen Verlust der ästhetischen Wirkung des Raumes.

Zur Visualisierung des Zustandes der Wandmalereien wurde exemplarisch für die gesamten Wandflächen des Chores im nordwestlichen Bereich eine "Kartierung des Zustands" angefertigt:
(Bildmaterial: schoe_lorenzkirche_kartierung_zustand.jpg)
(Bildmaterial: schoe_lorenzkirche_kartierung_hohlstellen.jpg)

Die Kartierungen sind Bestandteile einer Fach- und einer Diplomarbeit:
(Literatur/Quelle: Hentschel, Barbara 2000)

Schadensaufnahme:  

2000-05-15 bis 2000-12-30

Liste der Schäden:

Ablösung der oberen Schichten

Abblätterung der Malschichten

Pustelartig aufgeworfene Malschichtpakete

Abkreiden der oberen Mal- und Verputzschichten

Salzausblühungen

Verschmutzung

Verluste der Malschichten

Fehlstellen der Verputze

Unsachgemäße Ergänzungen und Übermalungen

Instabile Hohlstellen

Rissbildung

Feuchteschäden der Stuckelemente

Ablösung der oberen Schichten

Beschreibung und Lokaliserung:
Der gesamte Verbund der Malschichten hat sich mit der obersten Kornlage flächig vom Untergrund gelöst. In einigen kleineren Bereichen sind die gelösten Schichten abgefallen.
Bildmaterial schoe_lorenzkirche_kartierung_hohlstellen.jpg

Ursachen:
Salzaktivitäten unterhalb der durch die Maltechnik verursachten undurchlässigeren Oberfläche, eventuell begünstigt durch die erhöhte Spannung der ölhaltigen Schichten.

Bewertung:
Dieses Schadensphänomen stellt zusammen mit den instabilen Hohlstellen die zum Zeitpunkt der Untersuchungen größte Gefährdung der Malereien dar. Die Übergänge zwischen diesem Schadensphänomen und den Hohlstellen innerhalb der oberen Verputzlage sind fließend, eine genaue Unterscheidung kann nicht erfolgen.
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m01_zuschlag/bindemittel
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m02_sieblinie
Quelle/Archivalie Schriftenarchiv Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover,
Ordner Nr. 031-5725-001-01 (1), 154019.00299 Ldkr. Helmstedt, Schöningen Ev. Kirche St. Lorenz.

Abblätterung der Malschichten

Beschreibung und Lokaliserung:
Der Verbund aus der oberen Malschicht von Adolf Quensen und deren Grundierung löst sich in Schollen von den darunter liegenden Fassungen. In der Regel löst sich die Grundierung Quensens mit der aufliegenden Farbschicht vom Untergrund.
Die Kohäsion der oberen Farbschicht ist sehr gering, eine Schollenbildung ist bei ihr nicht zu erwarten.
Dieses Schadensbild kann zum Teil flächig in allen Bereichen, sowohl der Wände, des Gewölbes und der Architekturgliederungen beobachtet werden.

Bildmaterial schoe_lorenzkirche_kartierung_hohlstellen.jpg

Ursachen:
Neben ungünstigen Quellverhalten der stärkehaltigen Malschichten bei einwirkender Feuchtigkeit wird dieser Schaden auch durch die höheren Spannungen der oberen Grundierung verursacht. Zudem sind Salzaktivitäten zwischen den Malschichten und ein beeinträchtigtes Haftvermögen der oberen Schichten durch Verschmutzung auf der älteren Fassung zu beobachten. Durch den verstärkten Abbau des Bindemittels (Dextrin) in der älteren Fassung verlieren die Farbschichten die Adhäsion zueinander.

Bewertung:
Die Abblätterung von Malschichten, in der Regel handelt es sich um die Farbfassung von 1870, welche die oberste Malschicht von A. Quensen mit sich reißt, hat bereits zu erheblichen Substanzverlusten geführt und erfordert dringend einen konservatorischen Eingriff.
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m01_zuschlag/bindemittel
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m02_sieblinie
Quelle/Archivalie Schriftenarchiv Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover,
Ordner Nr. 031-5725-001-01 (1), 154019.00299 Ldkr. Helmstedt, Schöningen Ev. Kirche St. Lorenz.

Pustelartig aufgeworfene Malschichtpakete

Beschreibung und Lokaliserung:
Kleinere, die gesamten Malschichten und die oberste Kornlage des Verputzes umfassende Bereiche wurden von auskristallisierenden Salzen vom Untergrund aufgeworfen.
Dieses Schadensphänomen ist vor allem im nördlichen Abschnitt der Apsis, im Bereich des Wasserschadens zu beobachten.
Bildmaterial schoe_lorenzkirche_kartierung_hohlstellen.jpg

Ursachen:
Salzaktivitäten unterhalb der durch filmbildende Bindemittel undurchlässigen Schichten.

Bewertung:
Dieser Schaden wurde in erster Linie durch den Wassereintrag infolge eines Defekts des Daches und die Verpressung des Mauerwerkes in den 1970er Jahren und die anschließende Auskristallisation der in den oberflächennahen Bereich transportierten Salze (in der Hauptsache Gips) verursacht. Eine Verstärkung der Schäden zum jetzigen Zeitpunkt ist bei gleichbleibenden Bedingungen in nur minimalem Umfang zu erwarten.

Die betroffenen Bereiche sind sehr fragil, eine Sicherungsmaßnahme dringend erforderlich.

Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m01_zuschlag/bindemittel
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m02_sieblinie
Quelle/Archivalie Schriftenarchiv Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover,
Ordner Nr. 031-5725-001-01 (1), 154019.00299 Ldkr. Helmstedt, Schöningen Ev. Kirche St. Lorenz.

Abkreiden der oberen Mal- und Verputzschichten

Beschreibung und Lokaliserung:
Das Schadensphänomen lässt sich in allen Flächen des Chores beobachten.
Während die Konturen aufgrund der Verwendung eines vermutlich leicht öligen Bindemittels noch sehr gut erhalten sind, kreiden die flächig angelegten Bereiche. Die Malschicht wirkt unregelmäßig ausgedünnt.

Bildmaterial schoe_lorenzkirche_kartierung_hohlstellen.jpg

Ursachen:
Abbau des Bindemittels durch Mikroorganismen.

Bewertung:
Aus Akten über die Sicherungsarbeiten der Malereien während der Verpressung des Mauerwerks 1978 geht hervor, dass zu diesem Zeitpunkt besonders die Wände des Chorquadrums einen stellenweise starken Befall von Mikroorganismen (Schimmelpilzen) aufwies.

Quelle:
Schriftenarchiv Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover,
Ordner Nr. 031-5725-001-01 (1), 154019.00299 Ldkr. Helmstedt, Schöningen Ev. Kirche St. Lorenz.


Im Zuge der Diplomarbeit, in deren Vorfeld diese Befunduntersuchung durchgeführt wurde, konnten in allen, über die gesamte Fläche der nördlichen Apsis entnommenen Proben verschiedene Mikroorganismen (Schimmelpilze und Bakterien) festgestellt werden. Das Ausmaß der Besiedlung kann jedoch als nicht Bedenklich angesehen werden.
Um weitere Verluste der kreidenden Malschichten zu verhindern sollte eine leichte Fixierung der obersten Malschicht vorgenommen werden.
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m01_zuschlag/bindemittel
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m02_sieblinie

Salzausblühungen

Beschreibung und Lokaliserung:
Pustelartige und flächige Salzkristallisation und Salzschleier auf der Oberfläche und unterhalb der aufgeworfenen Malschichten.

Dieses Schadensbild ist vor allem im Bereich der Wasserschäden im nordwestlichen Gewölbe des Chores zu beobachten.
Bildmaterial schoe_lorenzkirche_kartierung_hohlstellen.jpg

Ursachen:
Kristallisation der durch Feuchtigkeit an die Oberfläche transportierten, bauschädlichen Salze.

Bewertung:
Die stärksten Schäden dieser Art entstanden durch massiven Wassereintrag im nördlichen Bereich der Apsis und der anschließenden Trocknung des Verputzes. Beiden zur Zeit der Untersuchungen herrschenden klimatischen und baulichen Verhältnissen ist eine Verstärkung dieses Schadens nur in sehr geringem Ausmaß zu erwarten.

Lösung und Rekristallisation von bauschädlichen Salzen kann durch eine optimierte Klimatisierung des Innenraumes verringert werden. Grobe Salzausblühungen auf der Oberfläche der Malerei könnten mechanisch abgenommmen werden. Eine Verminderung der Ausblühungen durch Kompressen o. ä. ist trotz der fragilen Malschicht eingeschränkt möglich.

Quelle: Hentschel, Barbara 2000
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m01_zuschlag/bindemittel
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m02_sieblinie
Quelle/Archivalie Schriftenarchiv Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover,
Ordner Nr. 031-5725-001-01 (1), 154019.00299 Ldkr. Helmstedt, Schöningen Ev. Kirche St. Lorenz.

Verschmutzung

Beschreibung und Lokaliserung:
Die Wandflächen sind großflächig mit einem dünnen Belag von Staub überzogen. In einigen Bereichen liegen verschmutzte Spinnweben auf der Oberfläche auf.

In verschiedenen Bereichen liegen Spritzer und dünne Schleier des zur statischen Sicherung des Mauerwerks genutzten Zementmaterials auf der Oberfläche der Malerei.

Bildmaterial schoe_lorenzkirche_kartierung_hohlstellen.jpg

Ursachen:
Schmutzeintrag durch Öffnen der Fenster und Türen in Kombination mit Staubaufwirbelung durch die Heißluftheizung. Verschmutzung durch Kerzenruß ist in diesem Fall nur in sehr geringem Ausmaß zu erwarten.

Die Zementverschmuztungen wurden durch die nicht erfolgte Abdeckung und Verschließung der Wandöffnungen während des Verpressens des Mauerwerks verursacht.

Bewertung:
Die flächige Verschmutzung beeinträchtigt die optische Wirkung der farbenfrohen Malereien und der Vergoldungen. Eine verlustfreie Reinigung der Flächen wird durch die kreidende oberste Malschichtlage erschwert werden. Der aufliegende Schmutzschleier kann auch mit Salzen durchsetzt sein.

Die Zementspritzer und die flächig vorliegenden sehr dünnen Ablagerungen sind fest mit der oberen Malschicht verbunden. Eine Abnahme ist nicht möglich.
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m01_zuschlag/bindemittel
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m02_sieblinie
Quelle/Archivalie Schriftenarchiv Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover,
Ordner Nr. 031-5725-001-01 (1), 154019.00299 Ldkr. Helmstedt, Schöningen Ev. Kirche St. Lorenz.

Verluste der Malschichten

Beschreibung und Lokaliserung:
Verluste der Malschichten in unterschiedlichen Tiefen durch unsachgemäße Reinigungsversuche und mechanische Einflüsse. Mit Ausnahme der tieferen Kratzer und Abschürfungen sind die Grundierungen in der Regel noch vorhanden, die obere Malschicht fehlt.


Bildmaterial schoe_lorenzkirche_kartierung_hohlstellen.jpg

Ursachen:
Mechanisches Einwirken auf die Wandoberflächen, Abwischen der während der Verpressung auf die Malerei gelangten Zementschlämme und unsachgemäße Reinigungsversuche der empfindlichen Malschicht.

Fehlstellen der Verputze

Beschreibung und Lokaliserung:
Hauptsächlich im Bereich eines Wasserschadens im nordwestlichen Bereich der Apsiskalotte und in den unteren Wandbereichen sind Verluste der obersten oder beider Verputzlagen zu beobachten. In den unteren Bereichen wurden die großflächigen Verluste zwischen 1973 und 1990 mit Zementmörtel geschlossen. Im Bereich der großen Fehlstelle im Apsisbereich wurde während der letzten Restaurierungsmaßnahme der Kirche lediglich eine Randanböschung mit Kalkmörtel vorgenommen. Um diesen Bereich sind jedoch weitere Fehlstellen entstanden.

Bildmaterial schoe_lorenzkirche_kartierung_hohlstellen.jpg

Ursachen:
Aufbrechen vorhandener Hohlstellen durch Einwirken großer Feuchtemengen und Salzaktivitäten. Z. T. auch mechanische Einwirkung auf hohlliegende Bereiche und empfindlichere Verputzkanten.

Bewertung:
Die Ränder der Fehlstellen im oberen Bereich der Apsis sind äußerst fragil, Sicherungsmaßnahmen dringend notwendig. Die zu beobachtenden zum Teil instabilen Hohlstellen innerhalb des Verputzsystems könnten in absehbarer Zeit zu weiteren Verlusten führen.

Im Zuge der Diplomarbeit, in deren Vorfeld diese Befunduntersuchung stattfand, wurden Mörtelanalysen verschiedener Mörtelproben der beiden Verputzschichten durchgeführt, welche die Herstellung eines geeigneten Mörtels zur Kittung der Fehlstellen ermöglichen sollte.

Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m01_zuschlag/bindemittel
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m02_sieblinie
Quelle/Archivalie Schriftenarchiv Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover,
Ordner Nr. 031-5725-001-01 (1), 154019.00299 Ldkr. Helmstedt, Schöningen Ev. Kirche St. Lorenz.

Unsachgemäße Ergänzungen und Übermalungen

Beschreibung und Lokaliserung:
Unsachgemäße Übermalungen von ergänzten Putzbereichen und Fehlstellen innerhalb der Malschichten und mit zementhaltigem Mörtel ausgeführte Ergänzung von Verputzfehlstellen und Neuverputzung des Sockelbereiches. In der Regel wurden diese Bereiche anschließend ebenfalls mit einer braunen Kunstharzfarbe überdeckt.
Bildmaterial schoe_lorenzkirche_kartierung_hohlstellen.jpg

Bewertung:
Die großflächig auch über die ursprüngliche Malschicht verstrichene bräunliche Farbe enthält vermutlich einen Kunstharzzusatz. Die bräunliche Farbe hat die darunter befindliche, bindemittelreduzierte Malschicht Adolf Quensens fest mit eingebunden. In diesen Bereich kann daher vom Verlust der obersten Malschicht ausgegangen werden.

Soweit ersichtlich, bestehen alle größeren Kittungen im unteren Bereich der Chorwände aus demselben Material (Zementmörtel). Sie stammen demnach alle aus der Zeit zwischen 1978 und 1990.
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m01_zuschlag/bindemittel
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m02_sieblinie
Quelle/Archivalie Schriftenarchiv Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover,
Ordner Nr. 031-5725-001-01 (1), 154019.00299 Ldkr. Helmstedt, Schöningen Ev. Kirche St. Lorenz.

Instabile Hohlstellen

Beschreibung und Lokaliserung:
Über die gesamten Wandflächen und Gewölbebereiche des untersuchten Chorabschnitts sind im Bezug auf die Gefährdung der Substanz unterschiedlich einzuschätzende Hohlstellen festzustellen. Hohlstellen haben sich aufgrund der Ablösung der untersten Putzschicht vom Mauerwerk und der Lösung der beiden Verputzlagen untereinander gebildet. Neben instabilen Hohlstellen sind große hohlliegende Bereiche festzustellen, die aber aufgrund ihrer Stabilität keine, oder zur Zeit der Schadensaufnahme, eine nur sehr geringe Gefährdung der Substanz bedeuten.

Zur Übersicht des Ausmaßes der Hohlstellen im Bereich des nördlichen Chores wurde eine Kartierung angefertigt.

(Bildmaterial: schoe_lorenzkirche_kartierung_hohlstellen.jpg)

Ursachen:
Trennung der Verputzlagen untereinander durch mangelnde Haftung und statische Bewegungen. Die Lösung der unteren Verputzlage vom Mauerwerk wird zum Teil auch durch mangelnde Haftung zum Mauerwerk aufgrund älterer Oberflächenbearbeitung (versinterte Tünchen, Verputzfragmente) verursacht. Zusätzlich können Salzaktivitäten zwischen den einzelnen Verputzlagen zu Hohlstellen führen.

Bewertung:
Um großflächige Substanzverluste zu vermeiden, sollte schnellstmöglich eine Sicherung der instabilen Bereiche durch Fixierung und Hinterfüllung mit geeigneten Materialien erfolgen.
Auswahl und Entwicklung geeigneter Materialien hierfür sind Thema einer Diplomarbeit der Autorin dieser Dokumentation.

Quelle: Hentschel, Barbara 2000

Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m01_zuschlag/bindemittel
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m02_sieblinie
Quelle/Archivalie Schriftenarchiv Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover,
Ordner Nr. 031-5725-001-01 (1), 154019.00299 Ldkr. Helmstedt, Schöningen Ev. Kirche St. Lorenz.

Rissbildung

Beschreibung und Lokaliserung:
Neben nicht als Schaden anzusehenden Frühschwundrissen, die sich über große Bereiche des Verputzes, besonders aber in den Bereichen der verputzten Säulenschäfte finden lassen, sind sowohl Haarrisse als auch tiefere Risse bis in verschiedene Tiefen der Verputzlagen zu beobachten. Risse im Mauerwerk sind vor allem im Bereich der Apsis zu beobachten.
Bildmaterial schoe_lorenzkirche_kartierung_hohlstellen.jpg

Ursachen:
Statische Bewegungen des Mauerwerkes.

Bewertung:
Die Risse innerhalb der Verputzschichten beherbergen in der Regel kein Gefahrenpotenzial. Mit Ausnahme von zum Teil instabilen Hohlstellen, die sich stellenweise am Rande dieser Risse gebildet haben. Die statischen Probleme, welche die großen Mauerwerksrisse verursachten, wurden während der letzten Restaurierung der Kirche behoben. Leider sind diese Risse nun mit zementhaltigem Verpressmaterial verfüllt, aus dem wieder neue konservatorische Probleme resultieren.
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m01_zuschlag/bindemittel
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m02_sieblinie
Quelle/Archivalie Schriftenarchiv Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover,
Ordner Nr. 031-5725-001-01 (1), 154019.00299 Ldkr. Helmstedt, Schöningen Ev. Kirche St. Lorenz.

Feuchteschäden der Stuckelemente

Beschreibung und Lokaliserung:
Besonders im nördlichen Bereich der Apsis ist die Lösung der Ölvergoldung von den Stuckantragungen zu beobachten. Zusätzlich haben sich in kleineren Bereichen pustelartige Salzausblühungen, die die aufliegende Vergoldung durchstoßen; gebildet. Die Oberfläche der Stuckelemente im Einflussbereich des Wassereintrags in der nördlichen Apsishälfte hat sich aufgelöst und zeigt eine puderige, lockere Konsistenz.

Bildmaterial schoe_lorenzkirche_kartierung_hohlstellen.jpg

Ursachen:
Durchfeuchtung und damit Anlösung der obersten Bereiche des Stuckgipses, wodurch die Ölvergoldung zum Teil mit einer sehr dünnen Schicht Gips abblättert. Die sternenförmige Kristallisation ist vermutlich ebenfalls auf das Wechselspiel von einwirkender Feuchtigkeit und Trocknung zurückzuführen. Die genaue Ursache dieser Gipsausblühungen konnte nicht ermittelt werden.

Bewertung:

Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m01_zuschlag/bindemittel
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m02_sieblinie
Quelle/Archivalie Schriftenarchiv Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Hannover,
Ordner Nr. 031-5725-001-01 (1), 154019.00299 Ldkr. Helmstedt, Schöningen Ev. Kirche St. Lorenz.
 
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