Zusammenfassung
 

Hentschel, Hornemann Institut
Schöningen, St. Lorenzkirche, Ausmalung

Übersichtsliste:
MaterialBereich

Cellulose/Caseinfarbe

Farbfassung A. Quensen (1901-1904)

Leim/Tempera

Grundierungen [Ausmalungen (1870-1876 und 1901-1904)]

Dextrinleimfarbe

Farbfassung (1870/1876)

Kalktünchen

Fragmente mittelalterlicher Oberflächengestaltungen

Kalkmörtel mit hydr. Zuschlägen

Verputzmörtel ab 1800

Kalkmörtel

Versetzmörtel Mauerwerk, Verputzmörtel (bis 1800)

Kalkstein (Elmkalk)

Mauerwerk, Gewölbe und Architekturelemente

Bestandsbeschreibung:
Mauerwerk
Material: Unterer Muschelkalkstein, sog. "Elmkalk", Kalkmörtel. Andere Materialien wie Schiefer oder Ziegelsteine konten nur in Reparaturbereichen und den Auswechslungen des 19. und 20. Jh. festgestellt werden. Verarbeitung: lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk mit Ortquadern. Die Bruchsteine wurden lediglich mit einem Zweispitz bearbeitet, die Ortquader glatt geflächt. Mauerstärke: Chorapsis ca. 1,20 m, Apsiskalotte ca. 0,40 m.

Mörtel
Die Zusammensetzung der bauzeitlichen Setzmörtel des Chorbereiches konnten nicht ermittelt werden. Ältere Verputze konnten im Chor nur noch in kleinsten Fragmenten nachgewiesen werden.
Der derzeitige, malschichttragende Verputz besteht aus zwei kurz hintereinander aufgetragenen Schichten. Beide Mörtelschichten weisen eine leicht rötliche Farbigkeit auf. Die Zuschläge bestehen aus überwiegend rundkörnigen Sanden. Diese weisen neben Feinstzuschlägen einen sehr hohen Anteil von kleineren Körnungen, bis ca. 0,1 cm Ø auf. Der Anteil an mittleren Korngrößen erscheint wesentlich geringer als grobe Zuschlagkörner mit einer Größe von bis zu 0,4 cm. Andere Zuschlagstoffe wie Ziegelsplitter oder Holzkohle, wie vor allem in älteren Verputzen üblich, konnten bisher nicht nachgewiesen werden.
(Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m02_sieblinie)

Bei beiden Verputzschichten handelt es sich um Kalkmörtel. In den untersuchten Proben konnte in der unteren Putzlage durchgehend ein deutlich geringerer Anteil an Bindemittel gegenüber den sandigen Zuschlägen festgestellt werden. Zusätzlich sind hier stellenweise kleinere Kalkspatzen von ca. 0,3 cm zu finden. In der oberen der beiden Schichten sind diese nur sehr vereinzelt anzutreffen. Zusätzlich wurden den Verputzen unterschiedlich hohe Anteile an hydraulischen Zuschlägen beigemischt.
(Untersuchung: schoe_lorenzkirche_m01_zuschlag/bindemittel)

Aufgrund der Tatsache, dass der unebene Untergrund vor dem Auftrag des Verputzes vermutlich gründlich von Resten der Vorgängerputze befreit wurde, zum Teil wurden auch die Fugen ausgeräumt, ist die Schichtstärke der unteren Putzlage sehr unterschiedlich und liegt zwischen mehreren Zentimetern und ca. 0,5 cm auf den Höhen der Mauersteine. Die aufliegende Putzlage ist in einer vergleichsweise gleichmäßigen Schichtstärke von ca. 1,5 cm aufgetragen worden. Eine eindeutige chronologische Einordnung des Verputzes kann nicht erfolgen. Die vorgefundenen Fassungsfragmente und die Quellenlage legen jedoch den Schluss nahe, dass der Verputz während der Renovierungsmaßnahme des Innenraumes um 1837 aufgebracht wurde.

Oberflächengestaltungen/ Wandmalerei
Die im Bereich der Apsis gemachten Befunde lassen Rückschlüsse auf ältere Innenraumgestaltungen zu. Neben zum Teil farbig akzentuierten und direkt auf die Mauerwerksoberfläche ausgeführten Tünchen konnten kleinere Fragmente vermutlich mittelalterlicher Verputze gesichert werden. Über die Innenraumgestaltung in nachmittelalterlicher Zeit bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnten keine gesicherten Erkenntnisse gewonnen werden. Auf dem heute großflächig erhaltenen Verputz konnten in verschiedenen Bereichen kleinere Fragmente einer farbigen Gestaltung des Innenraumes gesichert werden, die der Renovierung um 1837 zugeordnet werden können. Bei der direkt den Wandmalereien von A. Quensen vorangegangenen Farbfassung handelte es sich um eine auf einer Dextrin- Leimtemperagrundierung ausgeführte ornamentale Dextrinleimmalerei in sehr kräftigen Farbtönen. Diese Malerei ist noch in großen Flächen unter der obersten Farbfassung erhalten.

(Untersuchung: schoe_lorenzkirche_b01_dextrin)
(Bildmaterial: schoe_lorenzkirche_christusfigur.jpg)

Die Malereien Adolf Quensens
Die verwendete Pigmentpalette Adolf Quensens beinhaltet neben wenigen organischen oder synthetischen Pigmenten hauptsächlich Erdpigmente. Die Pigmente wurden nur in seltenen Fällen in reiner Form verwendet. In der Regel handelt es sich bei den Farbtönen um Pigmentmischungen. Meist wurde dabei ein farbiges Pigment mit Schwarz abgetönt. Mischungen mit Weiß erfolgten dagegen eher selten. Um hellere Farbtöne zu erhalten verwendeten die Maler meist verschieden konzentrierte Lasuren. In den Analysen konnten meist nur die Hauptbestandteile der Pigmentmischungen bestimmt werden.
Folgende Pigmente und deren Mischungen konnte ermittelt werden:

Rote Farbtöne (Beispiele der Verwendung):
- Roter Ocker, Holzkohlenschwarz (Mantel Christusfigur, Rahmungen Fensterlaibung)
- Roter Ocker, bräunliche Nuance (Konturzeichnungen)
- Roter Ocker, Beinschwarz, Ultramarinblau synth. (Caput mortuum-Ton aus Gewand der Figur des hl. Laurentius)
(Untersuchung: schoe_lorenzkichre_p01_roter_ocker)

blaue Farbtöne (Beispiele der Verwendung):
- Ultramarinblau synth., Beinschwarz (Hintergrund der gemalten Arkaden der Chorwände)
- Ultramarinblau synth. (Hintergrund Apsiskalotte und Figurenfelder der Apsis)
(Untersuchung: schoe_lorenzkichre_p02_ultramarinblau)

grüne Farbtöne (Beispiele der Verwendung):
- Grüne Erde, Chromoxidhydratgrün, Beinschwarz, evtl. Ultramarinblau (Rahmung im oberen Chorwandbereich)
- Grüne Erde, Chromoxidhydratgrün, Beinschwarz, evtl. Ultramarinblau (ornamentale Rahmung Chorapsis)
- Grüne Erde, Zinkweiß (unterer Bereich des Thrones der Christusfigur)
- Grüne Erde, Gelber Ocker (Hintergrundton des Sockelornamentes)
- Chromoxidhydratgrün (ornamentale Rahmung Chorapsis)
(Untersuchung: schoe_lorenzkirche_p03_grüne_erde)
(Untersuchung: schoe_lorenzkirche_p04_chromoxidhydratgruen)

gelbe Farbtöne (Beispiele der Verwendung):
- Gelber Ocker (Gewand des hl. Lorenz, Flügel im Evangelistensymbol "Engel", Körper des Evangelistensymbol "Löwe")
- Gelber Ocker, Zinkweiß bzw. Kreide (Umhang Christusfigur)
(Untersuchung: schoe_lorenzkirche_p05_gelber_ocker)

braune Farbtöne (Beispiele der Verwendung)
- Umbra (Ornament Apsisabsatz, Buch Evangelistenfigur "Markus")
(Untersuchung: schoe_lorenzkirche_p06_umbra)

Schwarz (Beispiele der Verwendung)
- Eisenoxidschwarz (Vorzeichnung)
- Holzkohlenschwarz (als beigemischtes Pigment in roten Gliederungen und grünem Hintergrundton im oberen Bereich der Chorwand)
(Untersuchung: schoe_lorenzkirche_p07_holzkohlenschwarz)
(Untersuchung: schoe_lorenzkirche_p08_Oxidschwarz)

Weiß (Beispiele der Verwendung)
- Kreide (Füllstoff zu vielen helleren Farbtönen, Grundierung)
- Lithopone (Grundierung)
- Zinkweiß (Grundierung)
(Untersuchung: schoe_lorenzkirche_p09_lithopone)
(Untersuchung: schoe_lorenzkirche_p10_zinkweiß)

Die Analyse des Bindemittels wurde erschwert durch den Abbau vorhandener Bindemittel von Mikroorganismen. Die Malerei Adolf Quensens weist mit einer hohen Wasserlöslichkeit und matter Oberfläche die typischen Charakteristika für Leimfarben auf. Die Verwendung von Leimfarben ist typisch für die dekorative Wandgestaltung in der 2. Hälfte des 19. und der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Bei den Wandmalereien Adolf Quensens im Chor der St. Lorenzkirche handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Celluloseleimfarben. In verschiedenen Proben konnten weder mittels histochemischer Anfärbungen noch durch mikrochemische Tests Proteine nachgewiesen werden. Es handelt sich somit eher nicht um Glutinleimfarbe. In einigen Proben aus dem Apsisbereich konnte jedoch Casein mittels Antikörperreaktionstest nachgewiesen werden. Eine EDX Analyse einer Probe aus dem unteren Chorbereich wies sehr hohe Konzentrationen von Phosphor, ein Hinweis auf die eventuelle Verwendung von Casein oder Eiklar als Bindemittelzusatz auf. (Hier könnte es sich jedoch auch um Rückstände einer Fixierung handeln, insgesamt erscheint die Verwendung von Eiklar eher unwahrscheinlich.)

Tests auf Stärke oder Dextrin zeigten durchgehend negative Ergebnisse. In der Grundierung von Adolf Quensen konnte ein öliger Bindemittelzusatz ermittelt werden.

(Untersuchung: schoe_lorenzkirche_b02_proteine)
(Untersuchung: schoe_lorenzkirche_b03_oele)
(Untersuchung: schoe_lorenzkirche_b04_casein)

Zur Akzentuierung einiger Gewänder der Figuren und der Evangelistensymbole und bei den Antragstuckelemente der Apsis setzte Adolf Quensen hochkarätiges Blattgold mit nur geringen Anteilen von Kupfer und Silber ein. Es handelt sich um eine Ölvergoldung, bei dem Anlegemittel handelt es sich um eine Harz-Ölmischung (Öllack) mit einem bleihaltigen Sikkativ. Zur Absperrung des Untergrundes wurde in beiden Fällen Schellack verwendet.
Untersuchung: schoe_lorenzkirche_p08_oxidschwarz

 

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